Von am 30. Oktober 2011 in Allgemein, indie blog

Cantaloup im Interview – The Sirens sleep

Cantaloup is Berlin based musician Thomas Peters.

Cantaloup – das sind: der verdammt junge Musiker Thomas Peters, unzählige Instrumente, Samples, die Stimme von Alke Finn und natürlich „The Sirens Sleep“, ein ruhiges und beruhigendes Album mit leisen introspektiven Klängen; eine Art Antipol zur Metropole Berlin, das er 2011 veröffentlicht hat. Im Interview geht es um Sirenen, Samples und die kreativen Impulse für „The Sirens Sleep“ – (das Album gibt es hier bei Bandcamp zu hören.

Gleich mal etwas zum Titel „the sirens sleep“: Betrachte ich die Figur der Sirene in der griechischen Mythologie, so ist die doch eher „negativ“ behaftet. Soll die Ruhe in deinen Liedern den Schlaf der Sirenen also eher nicht stören?

Meine Intention war das nicht. Aber ich habe, das lässt sich nicht verleugnen, wenn ich alleine musiziere, zumeist eine Neigung zum Ruhigen und Zurückgenommenen. Ich kann also gar nicht anders. Ausser beim Musizieren in Bands. Das führte und führt immer wieder dazu, dass ich auf Ideen kommt, die ich allein gar nicht hätte haben können. Und so eben auch Seiten an mir entdecke, die ich alleine nur schwer zu destillieren in der Lage wäre – wie eben das Laute oder Extrovertierte.

Ich vermute mal, dass das Album – bei allen akustischen Instrumenten – in vielen Momenten eher auf Samples basiert? Kannst Du uns da Genaueres über dein Setup erzählen?

Zu Beginn der Aufnahmen stehen in den meisten Fällen kleinere Gitarrenloops, die übereinandergeschichtet werden. Ich habe mir über die Jahre auch ein ordentliches Arsenal an Saiteninstrumenten, kleineren Blasinstrumenten und Spielzeug zugelegt, die es mir schon erlauben, mich musikalisch ein wenig auszutoben. Beats, Klavier und Streicher kommen vom Sampler. Bezüglich meines elektronischen Instrumentariums bin ich aber abgesehen von Laptop, Midi-Keyboard und einem Audio-Interface recht dünn ausgestattet. Das liegt natürlich auch am begrenzten finanziellen Budget, allerdings muss man ja auch immer wieder aufpassen, dass man sich nicht zu viele Optionen schafft. Das kann relativ schnell zu Konfusion und einer gewissen Orientierungslosigkeit führen.

Zur Software: Viele Jahre war Logic der von mir favorisierte Sequenzer. Da es seit einigen Jahren keine Weiterführung mehr für Windows gab bin ich auf Ableton Live umgestiegen und immer wieder fasziniert, wie schnell und intuitiv sich hiermit Musik produzieren und bearbeiten lässt.

Wie und wo komponierst Du deine Lieder?

In den meisten Fällen tue ich das abends zu Hause. Cantaloup ist, wie man den Songs wohl auch anhört, schon ein klassisches Homerecording Projekt. Mit dem neuen Album hat sich das jetzt allerdings teilweise geändert. Ich arbeite hier in Berlin an einer Schule und hab die Möglichkeit, mich nach der Arbeit an den Instrumenten im Musikraum auszutoben. Dazu gehören vor allem die Schlaginstrumente. In meiner Wohnung würde das wohl zwangsläufig zu Ärger mit den Nachbarn führen!

Hast Du ein Ritual oder eine bestimmte Angewohnheit, die dir hilft, kreativ zu sein?

Das Musizieren am Abend ist für mich schon seit vielen Jahren ein festes Ritual und Fixpunkt im Tagesablauf. Ich bin immer wieder glücklich darüber, dass ich mich vor einigen Jahren ein wenig in die Funktionsweisen von Recording-Software reingefuchst habe. Kaum etwas gibt mir mehr die Möglichkeit für einige Stunden zu mir selbst zu finden.

Die Stimme einer Sängerin wird auf dem Album nur vereinzelt und dann sehr zurückgenommen eingesetzt. Ist das bei einem „reinen“ Instrumentalabum nicht ein dramaturgischer Bruch oder ist das eher Stilmittel für dich?

Ich hatte ja im Entstehungsprozess eigentlich gar nicht vor ein „reines” Instrumentalalbum zu machen. Tatsächlich kommt die Stimme zumeist zwar als letztes Element dazu, wenn so weit schon alles steht. Das ist auch eher ungewöhnlich, vermute ich. Ich empfinde das so weit allerdings gar nicht als Bruch, sondern halte dies bei manchen der Stücken für einen unverzichtbaren Bestandteil. Ohne die Stimme würden diese Songs dann gar nicht funktionieren.

Zum Schluss: Was inspiriert dich, was hört Thomas Peters zur Zeit am liebsten?

Grösste Inspiration bezogen auf Cantaloup waren wohl Sigur Ros. Wie verblüfft ich damals davon war, welche Sounds sich mit Geigenbogen, Reverb und Distortion aus der Gitarre herausholen lassen! Derzeit gefallen mir ganz besonders Destroyer, Blonde Redhead und die Tune-Yards.

Bezogen auf mein Hörverhalten hab ich mich in den letzten Jahren allerdings verstärkt elektronischer Musik zugewandt, so höre ich zu Hause z.B. gerne Robag Wruhme und Releases der Border Community. Vielleicht hört man das meiner Musik auch an. Letztlich sind Techno und seine Subgenres ja ähnlich formal und strukturiert, wie es viele meiner Songs sind. Dies führt zwangsläufig zu einer gewissen Form der Vorhersagbarkeit, aber das finde ich gar nicht weiter schlimm.

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