Meisterwerk oder Plagiat oder beides? Was die Sängerin Tine Louise von Rumskib allein mit ihrer Stimme an wohligen Schauern erzeugt, ist schon gigantisch.
MP3: Rumskib / Sneak
Ja, es muss schon einiges passieren, bevor ich mich ernsthaft mit musikalischen Randerscheinungen wie „nu Gaze“ beschäftige. Allein die Nennung des Begriffs ruft in mir schon ernsthafte Beklemmungen hervor. Was ich da so hörte, klang allzu oft eine Spur zu dramatisch, zu pompös oder einfach zu kitschig. Oder – was es schon eher trifft – zu sehr wie ein Aufguss von Dead can Dance oder den Cocteau Twins, die ich heutzutage einfach nicht mehr hören muss.
Mein Erstaunen war jedenfalls gross, als ich merken musste, dass Rumskib nichts von meinen Vorurteilen bestätigen wollen: Die können ja richtig losknallen! Und wer glaubt, dass dies nur auf „Sneak“ mögich sei, der hat nicht mit diesen Dänen gerechnet: Mühelos gelingt den Beiden der Seilakt zwischen den genretypischen, tristen Momenten und leuchtenden Ausbrüchen. In dem sie dunkel und hell vermengen, finden sie originelle Strukturen, die sie weit über ähnlichen Bands stehen lässt. Da dürfte sich so manche andere Shoegazeband ganz schnell noch einmal ins Studio zurückziehen und alles neu überdenken.
Tatsächlich habe ich mich also gerirrt: Ich gelobe Besserung. Nur der Begriff „nu Gaze“ kommt mir so bald nicht mehr über die Lippen.